Die Tiefziehbox - Anleitung zum Bau

Um Zuhause einfach eigene Formen mit dem Tiefziehverfahren herzustellen, werden zwei Dinge benötigt: Eine Halterung für die zu erwärmende Folie und eine Tiefziehbox in der ein Unterdruck entsteht. Hier beschreiben wir, wie einfach Halterahmen und Tiefziehbox mit nur wenigen Mitteln gebaut werden können.

Übersicht

  • Der Spannrahmen
  • Die Tiefziehbox
  • Ein Spannsystem mit passender Tiefziehbox kann einfach online bestellt werden aber muss nicht. Denn selber bauen ist oft günstiger und ermöglicht die Tiefziehbox nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Wir haben uns dazu entschieden, unseren Spannrahmen sowie die Tiefziehbox selbst zu bauen. Dafür brauchte Sanny nur zwei Stunden!

      Wie baue ich ein Halterahmen für die Folie selber?

      Den unteren Rahmen (1) haben wir aus einem Aluminiumblech zurechtgeschnitten. An diesen haben wir zusätzlich zur einfacheren Handhabung zwei Holzgriffe (3) angeschraubt. So können wir den Rahmen schnell aus dem Ofen ziehen, ohne Verbrennungen zu riskieren. Der zweite Rahmen zum Auflegen (2) wurde aus vier Leisten zusammengeschweißt; dies spart Material. Wer nicht schweißen will, kann mit einem Winkelschleifer den Ausbruch aus einer entsprechenden Platte schneiden oder auch jede einzelne Leiste für sich auflegen und befestigen - dies kostet allerdings Zeit.

      Einen Rahmen für Folien zum Tiefziehen selber bauen

      Um einen Halterahmen für A4 große Folien zu bauen, werden folgende Dinge benötigt:

      Material

      Material zum Bau eines Spannrahmens zum Tiefziehen

      • 380 mm x 430 mm Aluminiumblech, 5 mm stark
      • 250 mm x 340 mm Aluminiumblech, 5 mm stark
      • 2 Holzleisten als Haltegriffe
      • 4 Kniehebelspanner, plastikfrei
      • 16 Linsenschrauben M4 × 10
      • 4 Holzschrauben 3,0 × 20 mm

      Werkzeug

      • Stichsäge
      • Akkuschrauber
      • Bohrer
      • Gewindeschneider
      • Schneidöl
      • Feile
      • Schraubendreher
      • Winkel und Edding zum Anzeichnen
      • Sandpapier

      Arbeitszeit

      • ca. 2 Stunden

      1. Ausmessen des Ofens

      Um einen Halterahmen passgenau für den eigenen Ofen herzustellen, ist es wichtig, dass dieser genau ausgemessen wird. Dann wird ein Aluminiumblech in der passenden Größe zu den Backblechhalterungen ausgewählt. Außerdem ist es sinnvoll, sich zu überlegen, welche Foliengröße in den Ofen passt und später zum Tiefziehen verwendet werden soll. Einfach ist es, Folien in Standardgrößen wie z. B. A4 zu erwerben, da diese auch in den haushaltsüblichen Ofen passen.

      2. Zuschneiden des Bleches

      Nun wird das Aluminiumblech auf die Größe des Ofens zugeschnitten, in unserem Fall waren das 380 mm x 430 mm. Entspricht das Maß denen des Ofens kann der Halterahmen einfach eingeschoben, abgelegt und herausgezogen werden. 

      Das Loch zum Einlegen der Folie ist auf DIN A4-Folien ausgelegt. Es misst 190 mm x 270 mm. Dadurch ergibt sich ein Überstand der Folie von 10 mm an allen Seiten. Nur so kann die Folie später fest zwischen beide Rahmen eingespannt werden. Dieser Überstand zum Einlegen ist wichtig und sollte entsprechend der gewünschten Foliengröße berücksichtigt werden.

      Vorbohren zum Aussägen - Halterahmen zum Tiefziehen bauen

       

      Der zweite Rahmen zum Auflegen und Befestigen der Folie wurde in unserem Fall aus vier Leisten zusammengeschweißt; dies spart Material. Wer nicht schweißen möchte, kann mit einem Winkelschleifer den Ausbruch aus einer entsprechenden Platte schneiden oder auch einzelne Leisten auflegen und befestigen - dies kostet später allerdings Zeit beim Herausnehmen der Formen.

      Nach dem Zuschnitt werden alle Kannten und Löcher noch mit Sandpapier abgeschliffen oder gefeilt und so entgradet. 

      3. Ausrichten und Befestigen des Spannsystems

      Jetzt ist es an der Zeit für die Befestigung des Spannsystems. Für die Kniehebelspanner haben wir zunächst M4-Gewinde in den unteren Aluminiumrahmen geschnitten. Daraufhin haben wir die Kniehebelspanner mittels Schrauben am Rahmen befestigt.  Den Gummi an den Spannern haben wir entfernt, da er im Ofen schmelzen würde. Der Vorteil der Kniehebelspanner gegenüber den Flügelmutterschrauben ist, dass sie schneller geöffnet und verschlossen werden können. Damit sinkt die Verbrennungsgefahr. 

      Um ein Festbacken der Schrauben oder Stahl-Aluminium-Kontakt-Korrosion zu vermeiden, haben wir die Schrauben zusätzlich mit einem Keramikspray eingesprüht. 

      Befestigung der Spannvorrichtung mit Kniehebelspannern

      In einigen Foren wird erwähnt, dass statt Flügelmutterschrauben auch Foldback-Klammern genutzt. Wer diese Variante bevorzugt, sollte auf jeden Fall darauf achten, dass es keine Plastikklammern sind.

      4. Die Haltegriffe anbringen

      Um das Blech später einfach in und wieder aus dem Ofen zu bekommen, bohrt Sanny je zwei Löcher pro Seite, entsprechend der Länge der Holzleisten, die jetzt zu Haltegriffen werden. Aufgepasst: Die Holzleisten dürfen weder zu nah am Rand noch zu nah am Einlegeloch der Folie sein, sonst behindern sie später den Arbeitsablauf. Dann einfach mit vier passenden Schrauben befestigen und nun lässt sich der Rahmen hitzesicher aus dem Ofen bewegen.

      Befestigung der Griffe am Halterahmen zum Tiefziehen
      So sieht unsere Halterahmen zum Tiefziehen aus:

      Fertiger Halterahmen zum Tiefziehen

       

      Und die Tiefziehbox?

      Das Prinzip der Tiefziehbox ist ganz einfach. An einer Seite wird ein Gerät (z. B. ein haushaltsüblicher Staubsauger) zum Erzeugen von Unterdruck angesetzt. An der Oberseite der Box sind Löcher, auf denen die Urform zum Abformen platziert ist. Wird die erhitzte Folie im Spannrahmen auf der Oberseite platziert, entsteht der Abguss durch den anliegenden Unterdruck, der die warme Folie ansaugt.  

      Daher benötigt eine Tiefziehbox drei Dinge:

      • Eine Oberseite mit ausreichend Löchern
      • Eine Seite mit einem Loch für den Staubsauger
      • Eine gute Abdichtung

      Tiefziehbox einfach selbst bauen

      Für die Tiefziehbox kann entweder eine Box selbst gebaut werden oder eine fertige Holzbox im Baumarkt genutzt werden. Achtet darauf, dass das Holz dick genug ist, sodass es durch den Unterdruck sich nicht biegt. Wir haben die Box passend zu unseren Halterahmen für A4 Folien entworfen 31 cm x 21 cm x 8,5 cm (BxTxH).

      Material 

      • OSB Platte 18 mm
      • 27 x 17 cm Lochblech
      • 20 Holzschrauben 3,0 * 35
      • 6 Holzschrauben 3,0 * 20
      • evtl. Dichtungsband oder anderes Dichtmittel 
      • Baumwollstoff nach Bedarf

      Werkzeug

      • Akkuschrauber
      • Forstnerbohrer
      • Bohrer (Holz und Metal)
      • Säge

      Arbeitszeit

      • ca. 2 Stunden 

      1. Zusammenbau der Tiefziehbox

      Die Tiefziehbox wird zunächst aus der Unterseite und den vier Seitenteilen zusammengesetzt. Die Seitenteile sollten möglichst niedrig sein, damit sich das Vakuum schneller einstellt. Deshalb haben wir uns an dem Durchmesser des Loches für den Staubsaugeranschluss orientiert. 

      In eines der Seitenteile wird mit dem Forstnerbohrer ein Loch entsprechend dem Durchmesser des Staubsaugerrohres gebohrt. Ein zu großes Loch kann nachträglich noch mit einem Gummi abgedichtet werden. Die Box sollte idealerweise zu 100 % luftdicht sein, um den maximalen Unterdruck an der Saugplatte zu erzeugen. Sollte nicht ausreichend Unterdruck anliegen, empfiehlt es sich, die Stoßkanten abzudichten.

      Die Seitenteile werden nun an den Boden geschraubt, wir haben Löcher (2,5 mm) vorgebohrt, um ein aufzureißen des Holzes zu vermeiden.

      Rahmen der Tiefziehbox - Anleitung zum nachbauen

      2. Die Oberseite der Tiefziehbox

      Die Oberseite der Tiefziehbox kann aus Holz gefertigt werden oder ein passendes Lochblech wird eingesetzt. Wir haben uns für die OSB Platte entschieden und 2 mm Löcher im Abstand von 10 mm gebohrt. Es ist wichtig, genügend Abstand zwischen den Löchern zu halten, damit das Holz nicht reißt. Sollte doch mal etwas einreißen, aber die Urform lässt sich noch platzieren, wird die Box weiter verwendet. Dies waren uns aber dann doch zu wenig Löcher. Deshalb haben wir diese Holzplatte durch ein Lochblech ersetzt.

      Zum Anbringen der Oberseite, bringt Stege an den beiden kurzen Seiten an. Zur zusätzlichen Stabilisierung kann noch ein Steg oder Schrauben in die Mitte der Box eingebaut werden. Diese stabilisieren die Platte bei starker Krafteinwirkung und ist besonders bei großen Boxen ratsam. Auf die Stege wird die Oberseite aufgeschraubt. Wenn die Wände der Kiste dick genug sind, kann die Oberseite natürlich auch direkt auf diese geschraubt werden. Ein Abdichten der Oberseite ist nicht unbedingt nötig, wenn genügend Unterdruck anliegt.

      Das Lochblech wird direkt auf den Rahmen der Tiefziehbox geschraubt

      3. Eine einheitliche Oberfläche

      Verschiedenen Oberflächen für die Tiefziehbox

      Wie bereits beschrieben, kann für die Oberseite der Tiefziehbox eine Lochplatte selbst aus Holz gebaut werden. Probleme könnte es dabei abhängig vom verwendeten Holz durch ausgefranste Löcher geben. Die Folie bildet an diesen Stellen nicht nur die Löcher, sondern auch die Risse nach. In den meisten Fällen ist das kein Problem, da dieser Teil der Folie weggeschnitten wird. Wird dieser Teil der Form benötigt, tauscht die Oberseite am besten aus.

      Holz als Oberfläche der Tiefziehbox

      Wir haben uns Alternativen zum Holz näher angeschaut. Sehr verbreitet in Foren rund um das Tiefziehen ist die Verwendung von Lochblech anstelle von gebohrtem Holz. Die Verwendung eines Lochblechs kostet weniger Zeit, da es lediglich vorgeschnitten werden muss. Achtet bei der Auswahl des Lochbleches darauf, dass der Abstand zwischen den Löchern ausreicht und die Löcher nicht zu groß sind. Am besten ist eine Rundlochung geeignet. Wir nutzen ein Lochblech mit Lochdurchmesser von 1 mm und einem Abstand von 2 mm (gefunden bei fcs-metalle). Für das Blech sollte auf jeden Fall mittig in der Kiste ein Steg anliegen, da sich Blech stärker durchbiegt als Holz. Wir haben hierfür Schrauben verwendet, die wir mittig in die Box geschraubt haben. Der Vorteil von Schrauben ist, dass die Höhe nachträglich passend eingestellt werden kann. Ein Holzsteg mit den falschen Maßen muss hingegen nochmal nachbearbeitet werden oder im schlimmsten Fall gänzlich ausgetauscht werden. Das Lochblech wird genauso auf die Seitenwände geschraubt wie auch die Holzplatte.

      Lochblech als Oberfläche

      Auch bei einer Lochplatte sind Abdrücke der Löcher auf der tiefgezogenen Folie, aber diese sind regelmäßig.

      Sollte das ein unerwünschtes Problem sein, empfehlen wir einen nicht zu feinmaschigen Baumwollstoff zu verwenden. Dieser wird über das Lochblech gezogen und mit festgeschraubt.

      Baumwollstoff als Oberfläche der Tiefziehbox

      Wer einen besonders starken Staubsauger besitzt, kann auch ein Blatt Papier verwenden. Die Saugkraft genügt, um durch das Papier hindurch ein Vakuum zu erzeugen.

      Papier als Oberfläche der Tiefziehbox

      In beiden Fällen wird die Oberfläche einheitlicher. Dies kann von Vorteil sein, wenn z.B. beim Gießen von Hohlkörpern zwei Formen zusammenfügt werden und dafür eine einheitliche Oberfläche benötigt wird oder wenn Blister tiefgezogen werden. In den meisten Fällen spielt eine glatte Oberfläche allerdings keine Rolle. Es wird nur die entstandene 3D-Form benötigt und die umliegende Folie weggeschnitten.