FAQ Tiefziehen

Mit der Tiefziehtechnik können verschiedenste Formen in unterschiedlicher Größen hergestellt werden. Jede Kunststofffolie hat abhängig von Farbe und Stärke andere Verarbeitungsansprüche. Und auch die Urform muss gewisse Kriterien erfüllen damit sie gut abgegossen werden kann.

In unserer FAQ wollen wir unsere Erfahrung, Tipps und Tricks zur Verarbeitung teilen und damit die häufigsten Fragen beantworten.

Übersicht über die folgenden Abschnitte

Allgemeines Rund um das Thema Tiefziehen

Wo kann ich Tiefziehen anwenden?

Tiefziehen findet seinen Ursprung in der industriellen Massenfertigung. Andere Begriffe dafür sind Vakuum-Tiefziehen und Thermoforming bzw. Thermoformen. Industriell wird es heute hauptsächlich zur Herstellung von Verpackungen genutzt. Insbesondere für kleinere Stückzahlen ist es eine kostengünstigere Variante im Vergleich zum Spritzguss.

Im Privatbereich wird es insbesondere im Modellbau angewendet. Aber Tiefziehen kann auch zum Herstellen von Gießformen und Dekorationselementen genutzt werden, denn es ist für Hobbybastler einfach umzusetzen. Es werden nur wenige Mittel benötigt, die sich in den meisten Bastlerhaushalten finden.

Tiefziehen von Formen für Gipsfiguren

Wie funktioniert Tiefziehen?

Vakuum-Tiefziehen ist ein physikalisches Verfahren zur Verformung von thermoelastischen Stoffen. Dies sind Materialien, die sich durch Erwärmung und Unterdruck verformen lassen (z.B. Kunststoff, Blech). Der Vorgang umfasst nur wenige Prozessschritte. Eine Zugabe von anderen Stoffen ist nicht nötig. Schon mit normalen Haushaltsmitteln können ausreichende Bedingungen geschaffen werden, um Kunststoffe in die gewünschte Form zu bringen.

Bevor das Verfahren überhaupt angewandt werden kann, muss eine 3-dimensionale Urform (auch Negativ oder Rohling genannt) erstellt werden. Über diese wird die Folie später tiefgezogen. Die Urform wird dazu auf ein luftdurchlässiges Gitter gelegt. Unter diesem kann in einer Tiefziehbox ein Vakuum (Unterdruck) erzeugt werden.

Tiefziehen von Formen für Badebomben

Vor dem Auflegen auf die Urform, muss die Folie jedoch zunächst gleichmäßig erwärmt werden bis sie sich thermoplastisch verformen lässt. Wenn der richtige Punkt der Erwärmung erreicht ist, wird die Folie über die abzubildende Form (Urform) gelegt. Währenddessen wird von unten ein Vakuum erzeugt und die Folie angesaugt. Die Folie schmiegt sich an die Urform und kühlt schnell ab. Nach dem Abkühlen bildet sie die Urform ab und kann abgelöst werden.

Das gesamte Verfahren vom Erwärmen der Folie bis zum Erhalt des fertigen Produktes geht sehr schnell: Im Privatbereich sind es nur 1 – 2 Minuten, in der Industrie geht es natürlich schneller. Die Urform kann immer wieder verwendet werden. Sie nimmt i.d.R. keinen Schaden während des Tiefziehens. So können mehrere Kopien hintereinander angefertigt werden, die eine hohe Maßgenauigkeit aufweisen. Mehr dazu hier

Welche Voraussetzungen und Einschränkungen gibt es für die Anwendung des Tiefziehverfahrens?

Wer mit dem Tiefziehen im DIY-Bereich anfangen möchte, sollte sich zuvor über die Einschränkungen der Methode klar werden:

Mit Tiefziehen können nur Hohlformen der Urform erhalten werden. Diese Methode eignet sich sowohl zum Erhalt von Positiven als auch von Negativen. Dies ist nützlich, wenn Positive, z.B. für eine Fensterscheibe im Modellbau, benötigt oder Negative zur Vervielfältigung der Urform gebraucht werden. Verwendet jedoch kein heißes Material zum befüllen, das verformt den Kunststoff.

Außerdem sollte die Urform keine Hinterschnittkanten oder zu große Höhenunterschiede zwischen zwei Teilen besitzen. Eine Hinterschnitt ist eine Kante, die einen Winkel kleiner als 90° besitzt. Hinterschnitte erschweren das Herauslösen der Urform aus der Folie.

Auch komplexere Formen benötigen etwas mehr Erfahrung und einige Versuche, bevor sie perfekt gelingen. Dasselbe gilt für besonders große Teile: Im DIY-Bereich wird die Größe der Teile von der Größe der vorhandenen Tiefziehbox und des Ofens zum Erwärmen der Folie bestimmt. Wer größere Teile benötigt, muss auch hier kreativ werden.

Im Industriebereich werden zwar auch starke Platten und Metallbleche tiefgezogen, allerdings werden dafür auch die passenden Geräte benötigt. Daher wird im Privatbereich üblicherweise mit Folien von 0,2 bis 1 mm Dicke gearbeitet.

In den folgenden Abschnitten möchten wir weitere wichtige Informationen und Anleitungen zum Erstellen von Tiefziehmodellen bereitstellen. Wenn euch ein Thema fehlt oder Fragen auftreten, schreibt uns einfach: filmoo@compact-solutions.de

Die Arbeit am Ofen

Wie arbeite ich effektiv und schnell am Ofen?

Wir arbeiten am offenen Backofen. Für ein einfacheres Arbeiten haben wir die Tür abgenommen. Wer Umluft benutzt, sollte den Backofen allerdings geschlossen halten. Das Arbeiten am offenen Backofen hat Vorteile: Das Öffnen des Ofens verzögert nicht den Vorgang und die Folie kann punktgenau herausgeholt werden. Insbesondere PET-Folien benötigen nur wenige Sekunden bis die ideale Temperatur und damit auch die ideale Konsistenz zum Tiefziehen erreicht ist.

Nachteilig für die Arbeit am offenen Backofen ist das Entweichen der Wärme. Dadurch ist die benötigte Temperatur schwieriger zu erreichen. Daher haben wir im Ofen das obere Drittel abgetrennt, indem wir ein zurechtgeschnittenes Aluminiumblech auf der mittleren Schiene des Backofens eingeschoben haben. Auf dieses haben wir für eine optimale Dämmung eine Silicatplatte gelegt. Statt des Aluminiumbleches kann auch ein normales Backblech verwendet werden. So verkleinern wir den Innenbereich des Ofens.

Tiefziehen: Die Arbeit am Ofen

Wie erwärme ich die Folie im Ofen?

Die Folie kann nicht einfach in den Backofen gelegt werden. Sie muss immer in ein Spannsystem bzw. einen Halterahmen eingespannt werden. Somit lässt sich die Folie schnell aus dem Ofen herausholen und wird während der Erhitzung gerade gehalten.

Hier gehts zur Anleitung des Spannrahmens

Das Spannsystem besteht aus zwei Rahmen. Dazwischen wird die Tiefziehfolie gelegt. Mit Flügelmuttern werden die Halterahmen festgezogen und somit die Folie im Rahmen gehalten. Unsere Rahmen sind selbstgebaut aus Aluminium. Ihr könnt den Rahmen auch aus Holz (z.B. Span- oder Sperrholzplatten) fertigen oder kaufen, allerdings kann dieser nicht zu häufig verwendet werden, da das Holz unter der Ofenhitze leidet und schneller verbrennt. In jedem Falle ist das Einspannen der Folie notwendig, um sie sicher zu erhitzen und sie später mithilfe des Rahmens über die Urform zu ziehen.

So sollte der Vorgang ablaufen

Beim Erwärmen wird die Folie die folgenden drei Stufen durchlaufen:

  1. Die Folie zieht sich durch das Erwärmen zusammen.
  2. Die Folie wird weicher und beginnt sich zu wellen. Sie biegt sich bis zu einem bestimmten Punkt und wellt sich dort.
  3. Durch weiteren Wärmeeintrag hängt die Folie weiter durch, ohne sich zu wellen.

Erst in der dritten Stufe besitzt die Folie die richtige Konsistenz zum Tiefziehen. Daher achtet darauf, dass die Folie lang genug im Ofen ist. Am besten ist es, wenn zuvor ein paar Tests mit Folienresten stattfinden, um ein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt zum Herausnehmen zu bekommen.

Die Herstellung einer eigenen Urform und deren Eigenschaften

Abhängig vom Projekt muss eine Urform selbst angefertigt werden. In der Industrie werden diese aus Sand erstellt. Für den Privatbereich wäre dies jedoch zu aufwendig.

Welches Material ist für die Urform geeignet?

Für die Materialwahl gibt es verschiedene Möglichkeiten. Holz eignet sich besonders, wenn viele Modelle hintereinander angefertigt werden sollen. Es absorbiert Wärme nicht so schnell wie andere Materialien und kann nicht schmelzen. Außerdem ist es wohl das kostengünstigste Material, welches mit geringem Aufwand bearbeitet werden kann. Am besten geeignet ist Balsaholz. Dieses gibt es in Läden für Künstler- und Hobbybedarf. Aber egal welche Holzsorte, nach dem Erstellen der Urform sollte das Holz noch mit 400er-Schleifpapier nachbearbeitet werden. So wird die Urform schön glatt und die Maserung des Holzes ist später nicht mehr auf den Modellen zu erkennen.

Tiefziehen: Urform aus Holz

Wer bereits einen 3D-Drucker zu besitzt, kann diesen auch nutzen, um eine passende Urform zu erstellen. Diese Methode eignet sich besonders, wenn Computer und technische Zeichnungen keine Schweißperlen auf die Stirn treiben. Beim 3D-Druck entstehen bei den meisten Druckern Rillen. Diese werden i.d.R. nicht auf der Folie abgebildet, da sie recht klein sind. Sollten dennoch Abdrücke der Rillen zu sehen sein, kann eine dickere Folie probiert werden. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Rillen mit einer Masse zu verfüllen, die anschließend wieder verschliffen wird. Eine Urform aus dem 3D-Drucker sollte nach jedem Gebrauch erst einmal abkühlen, um ein Verformen des Kunststoffes zu vermeiden.

Tiefziehen: 3D Druck als Urform

Im Hobbybereich wird häufig auch Gips eingesetzt, insbesondere, wenn bereits eine Vorlage wie eine (kaputte) Hohlform existiert. Dafür wird kostengünstiger Baugips verwendet, nur die Oberfläche wir mit feinkörnigem Modelliergips überzogen, um ein möglichst glattes Ergebnis zu erhalten. Da Gips Wärme gute speichert, sollte eine Gipsform vor mehrmaligen Gebrauch gut auskühlen. In unserem Blog berichten wir, wie wir Urformen für Cupcake Einleger zum Transport herstellen.Gipsfiguren als Urform zum Tiefziehen

Leicht zu bearbeitende Materialien aus Kunststoff, wie z.B. Styropor, eignen sich leider nicht. Sie würden unter der Hitze schmelzen. Man kann diese aber als Basis nutzen und mit mehreren Schichten Gips überziehen. Ein weiteres einfach zu bearbeitendes Material ist PUR-Hartschaum. Diesen gibt es als Block im Baumarkt. PUR-Hartschaum schmilzt nicht wie andere Kunststoffe. Achtet aber auch hier darauf, dass das Material nicht zu warm wird.

Wer Setzkästen für Figuren, Werkzeuge oder ähnliches anfertigen möchte, sollte darauf achten, dass diese (und deren Beschichtung) unempfindlich gegen die hohen Temperaturen der Folie sind und keine Hinterschnitte besitzen. Hinterschnitte können im Zweifelsfall aber auch mit anderem Material aufgefüllt werden während des Tiefziehens.

Konstruktionshinweise für die Urform

Vor dem Anfertigen der Urform sollten die Maße überprüft werden. Sofern die Urform aus Holz oder PUR-Hartschaum besteht, ist es am besten sie zunächst ein wenig größer anzufertigen als sie benötigt wird. Die Form kann anschließend allmählich auf die gewünschte Größe verkleinert werden (z.B. durch Schleifen). Ist die Urform zu klein, ist es noch möglich, diese durch das Auftragen von Modelliergips zu vergrößern. Bei der Arbeit mit Gips und 3D-Druckteilen sollte von vornherein sehr exakt gearbeitet werden. Ein nachträgliches Bearbeiten gestaltet sich hier eher schwierig.

Vermeidet Hinterschnitte! Die Folie legt sich zwar vollständig um die Urform, kann dann aber nicht mehr von dieser gelöst werden, ohne sie zu zerstören. Falls die Urform Hinterschnitte besitzt, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Die Hinterschnitte so verfüllen, dass keine Hinterschnitte im Modell entstehen.
  • Die Urform aufteilen und nachträglich das Modell aus zwei oder mehr Teilen zusammensetzen. Mit einem Heißluftföhn können Unebenheiten an den Übergängen ausbessert werden.

Bei der Erstellung der Urform ist es von Vorteil, möglichst auf scharfe Kanten und Ecken zu verzichten und Rundungen zu bevorzugen. Rundungen helfen, zusätzliche Falten beim Tiefziehen zu vermeiden. Bei niedrigen Objekten von bis zu 2 cm macht es keinen Unterschied, ob Kanten oder Rundungen vorliegen; die Falten an den Ecken sollten nicht auftreten. Sofern unbedingt scharfe Kanten benötigt werden, sollte mit unterschiedlichen Foliendicken gearbeitet werden, da auch dies zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann.

Tiefziehen: Die Urform mit abgerundeten Kanten

Sollte die Urform aus mehreren Objekten bestehen, achtet darauf, dass eng beieinander liegende Wände durch eine Rippe verbunden sind oder ausreichend Abstand zwischen den Wänden besteht. Der Abstand zwischen den Wänden sollte max. 80% der Höhe der Wände betragen, damit sich kein Steg (siehe Bild unten, "1") bildet. Auch hier kann die Foliendicke einen Einfluss darauf haben, ob sich ein Steg bildet und wie hoch dieser ist.

 

Ist mein Objekt zu hoch? 

Grundsätzlich gilt: Je höher eure Urform ist, desto dicker sollte die Tiefziehfolie sein. Wir haben für die Folien in unserem Verkauf bereits Versuche gemacht und konnten die max. Objekthöhe bestimmen. In dieser Tabelle findet Ihr Informationen damit die Folie beim Tiefziehen nicht reißt. Wenn doch, dann wurde die Folie vielleicht zu stark erhitzt und sollte mit einer niedrigeren Temperatur oder kürzerer Erwärmzeit bearbeitet werden. 

 Tiefziehen: Höhe der Urform

Ist mein Objekt zu breit? 

Die Breite des Objektes wird durch die Größe der Tiefziehbox bestimmt. Das Objekt darf nicht alle Bohrlöcher abdecken, da sonst kein Unterdruck erzeugt werden kann, um die Folie anzuziehen. 

Außerdem beschränkt die Größe des Ofens und damit die Größe der zu erwärmenden Folie, die Breite des Objektes, welches abgebildet werden soll. Der Abstand vom Objekt zum Halterahmen und Folienrand sollte mindestens 2 cm betragen. 

Zwischen zwei aufgelegten Urformen entsteht ein Steg. Wie kann ich diesen verhindern? 

Stege entstehen durch überschüssiges Material und lassen sich ohne weitere technische Vorkehrungen kaum verhindern. In der Regel gilt, dass der Abstand zwischen zwei Objekten minimal 80% der Höhe betragen sollte, um Stege zu vermeiden.  

Tiefziehen: Stege zwischen den Urformen vermeiden

Um die Bildung von Stegen zu verhindern, erhöht den Abstand zwischen zwei Wänden oder plant bereits in die Urform einen Steg ein. Auch das Zusammensetzen von mehreren Modellen zu einem, um das gewünschte Ergebnis darzustellen, ist eine Option.  

Wie bekomme ich geschmolzene Folie wieder aus meinem Backofen heraus? 

Fast jedem passiert mal das kleine Malheure, die Folie wurde zu weich und ist in den Backofen getropft. Da gibt es nur eine Möglichkeit: den Ofen abkühlen zu lassen und die Folie anschließend mit einem Ofenkratzer zu entfernen.  

Achtet bitte darauf, dass die Folie vollständig entfernt wird, da sich sonst im Ofen bei der nächsten Nutzung giftige Dämpfe bilden können und ein unangenehmer Duft entsteht.  

Keramikfaserplatte im Ofen zum Tiefziehen

Um zukünftig Fehler zu vermeiden, empfehlen wir eine Kalziumsilikatplatte oder ein mit Backpapier ausgelegtes Blech unter die zu erwärmende Folie zu schieben. Wir benutzen eine Kalziumsilikatplatte (gefunden hier). Von dieser lässt sich herabgetropfte Folie leicht entfernen und sie verbessert die Temperaturhomogenität im Ofen.  

Folie als Tiefziehmaterial

Welche Dicke sollte meine Folie haben? 

Die Dicke hängt von eurer Anwendung ab. Die erste Frage, die sich stellt ist, wie dick die tiefgezogene Folie am Ende sein soll. Stellt sie zum Beispiel das Endprodukt wie das Chassis eines Autos, so ist eine dickere Folie besser. Wenn die Folie als Zwischenprodukt zum Beispiel für eine Gießform genutzt werden soll, dann sollte diese etwas dünner sein, um die Flexibilität, die für ein späteres Herauslösen notwendig ist, zu erhalten.  

Außerdem ist hier noch die maximale Höhe wichtig, welche die Urform haben wird. Denn je tiefer die warme Folie gezogen wird, um so dünner wird sie. Wir empfehlen als Faustformel je cm Höhe min. 0,1 mm Materialstärke zu verwenden.

Welche Folienarten lassen sich Tiefziehen?

Für das Tiefziehen im Privatbereich bieten sich Acrylglas, Polystyrol, PET-Folie und Hart-PVC an. Wir nutzen PET-Folie. Sie ist nicht spröde und bekommt daher nicht so leicht Risse. Auch ein Zerbrechen des Models kann damit verhindert werden. Weiterhin ist PET-Folie ein kostengünstiges Material. Für den Modellbau bietet sie sich auch aufgrund der geringen Dichte an. Deshalb ist PET-Folie im Vergleich zu anderen Kunststoffen leichter.

Wer Tiefziehen möchte, um Verpackungen oder Hohlformen herzustellen, kann ebenfalls PET nutzen.

PET gibt es in drei Sorten, von denen sich aber nur zwei für das Tiefziehen eignen:

  • PET-A ist eine amorphe Folie, die besonders flexibel ist. Sie besitzt eine bessere Schlagzähigkeit und Dimensionsstabilität, aber eine geringere Steifigkeit und Härte als andere PET-Sorten. Da die transparente PET-A bereits bei 80°C auskristallisieren kann und damit milchig wird, muss sie schnell erwärmt werden und ausreichend schnell auskühlen. Sie eignet sich dennoch gut für das Tiefziehen.
  • PET-G ist mit Glykol versetzt, wodurch die Folie zähflüssig und formstabil wird. Sie ist thermisch stabiler als andere PET-Sorten und daher auch gut zum Tiefziehen geeignet.
  • PET-C ist teilkristallin und daher ungeeignet zum Tiefziehen.

Achtet darauf die richtige Folie zum Tiefziehen zu kaufen. Wer nicht sicher ist, welche Art von PET-Folie es sein sollte, kontaktiert den Händler für die genauen Folieneigenschaften.

Wir raten davon ab, PET-Flaschen zu verwenden: Die PET-Folie der Flaschen ist i.d.R. bereits in einer vorgefertigten Form und mit Mustern o. ä. verziert. Dadurch ist die Folie schwerer zu bearbeiten. Es ist nicht möglich einen dichten Abschluss für das Vakuum auf dem Rahmen zu erhalten. Teilweise kann es noch mit dem Heißluftföhn zurechtgezogen werden. Oft ist es den Aufwand nicht wert.

PET-Kunststofffolien zum Tiefziehen

PET-Folien gibt es in verschiedenen Dicken, passend für jedes Projekt. Sie sind bis zu einer Stärke von 5 mm klar.

Kleine Faustregel: Je höher die Urform wird, umso dicker sollte die Tiefziehfolie ausgewählt werden.

Bei zu dünnen Folien kann es durch die Dehnung der Folie zu Rissen und dünnen Stellen kommen. Wichtig zu beachten ist jedoch: Je dicker die Folie ist, desto höher ist die Gefahr, dass sich die Urform verformt, da mehr Kraft aufgewendet werden muss, um die Folie über das Objekt zu ziehen. Die Dicke der zu verwendenden Folie verhält sich jedoch nicht proportional zur Höhe des abzubildenden Objektes. Eine Beratung zur Folie und deren Stärke empfiehlt sich immer vor neuen Projekten. Kontaktiert uns filmoo@compact-solutions.de oder den jeweiligen Folienanbieter. 

Für PET-Folie sind es nur wenige Sekunden Unterschied zwischen den Folien mit unterschiedlichen Eigenschaften. Wenn die idealen Tiefziehvoraussetzungen nicht vom Hersteller angegeben werden, kann man ausprobieren. Dabei ist das Wissen um die Veränderung der Folie bis zur idealen Tiefziehkonsistenz wichtig (siehe unten).

In unseren Versuchen haben sich für die Folien in unserem Angebot folgende Werte ergeben:

 

PET-A 

weiß

PET-A

gelb

PET-A

transparent

PET-A

transparent

PET-G

transparent

Dicke

0,2 mm

0,3 mm

0,4 mm

0,7 mm

0,25 mm

Temperatur

220° OHG

220° OHG

240° OHG*

250° OHG*

230° OH

Dauer

12-14 s

9-10 s

7-8 s

14-15 s

15 s

Maximale Formtiefe

1 cm

1,5 cm

2 cm

4,5 cm

2 cm

Erklärung: OHG – Oberhitze + Grill, OH – Oberhitze, * Heizspirale

Die Folie wirft Falten, was nun? 

Durch das Tiefziehen über einen Körper wird die Folie an einigen Stellen zu schnell gestreckt. Anschließend zieht sie sich nicht mehr zusammen und das führt zu einem Materialüberschuss, der zur Faltenbildung führt. Besonders an den unteren Ecken von Formen bilden sich Falten. Hier können bereits abgerundete Ecken oder eine dickere Folie Abhilfe schaffen. 

Um Falten vorzubeugen, kann die Temperatur verändert werden: Wenn das Material beim Ausformen zu schnell erkaltet, muss die Temperatur erhöht werden. Formt sich das Material hingegen beim Tiefziehen zu schnell aus, hilft es die Temperatur herabzusetzen. Hier kann es auch helfen eine dickere oder dünnere Folie zu verwenden, sofern das Projekt dies zulässt. 

Kann ich die Folie nochmal Tiefziehen, wenn es beim ersten Mal nicht funktioniert hat? 

Nein, dies ist leider nicht möglich. Ein weiterer Wärmeeintrag kann die Folie nicht wieder in den gewünschten Tiefziehbereich bringen.  

Sollten nur wenige kleine Stellen nicht richtig anliegen, können diese mit einem Heißluftföhn nachgearbeitet werden. Das Ergebnis wird allerdings nicht so glatt aussehen wie beim eigentlichen Tiefziehen. Dazu wird die Absaugung eingeschaltet und die Folie punktuell mit der Heißluftpistole erwärmt. 

Es bilden sich Blasen in der Folie, was kann ich tun? 

Tiefziehen: Was tun wenn sich Blasen in der Folie bilden?

Die Blasen in der Folie bilden sich, da die Folie durch eine zu lange Wärmeeinwirkung zu heiß geworden ist. Folien, die bereits erwärmt wurden und Blasen enthalten, lassen sich nicht mehr tiefziehen. Beobachtet die nächste Folie bei der Erwärmung genau und achtet auf die drei Stufen der Erwärmung. Nehmt die Folie rechtzeitig aus dem Ofen, wenn die letzte Stufe erreicht ist. Es lohnt sich zuvor Tests an Probestücken zu machen. So lässt sich die Dauer der Wärmeeinwirkung besser einschätzen. 

Warum wurde meine Folie milchig? Wie kann ich milchige Folie wieder klar bekommen? 

PET-Folie wird beim Erwärmen milchig, wenn die Temperatur zu hoch ist oder sie zu lange erwärmt wurde. Sofern die Folie während des Tiefziehens nicht wieder klar wird, macht zunächst ein paar Tests an kleineren Stücken. So kann die ideale Zeit und Temperatur für das Tiefziehen der Folie bestimmt werden. 

Grundsätzlich gilt, dass das Zeitfenster, bis die Folie unter Temperatureinwirkung milchig wird, bei PET-A Folie kürzer ist als bei PET-G Folie. Wenn das Aufheizen jedoch zu lange dauert, kann dies bei beiden Folienarten auftreten. Deshalb ist es wichtig die Folie schnell aufzuheizen. Wir nutzen meist Oberhitze 250°C in unserem Probebackofen. 

Bei transparenter Folie kann es dazu kommen, dass diese bei zu hohem und/oder langem Wärmeeintrag milchig wird. Wenn es schon beim Tiefziehen bemerkt wird, lässt sich noch entgegen wirken. Durch schnelles Abkühlen der Folie beim Tiefziehen kann der Prozess gestoppt werden. Wir empfehlen dafür Druckluft zu nutzen.  

Sollte dies bei Euch nicht mehr möglich sein, probiert beim nächsten Tiefziehen der gleichen Folie diese schneller oder nicht so hoch zu erwärmen. Am besten Ihr versucht dies zunächst mit ein paar Teststücken von der gleichen Folie.